Massiver Anstieg der Straftaten im Leipziger Zentrum
Die kriminelle Szene kehrte nach der Corona-Krise zurück: Im Umfeld des Leipziger Hauptbahnhofs, ohnehin schon ein Hotspot für Drogen- und Gewaltstraftaten, hat die Zahl der Delikte zuletzt massiv zugenommen.
Leipzig. Rauschgift, Diebesgut und auch noch ein Haftbefehl: Als Polizeibeamte vor einigen Monaten am Schwanenteich hinter der Leipziger drei Verdächtige kontrollierten, trafen sie in mehrfacher Hinsicht ins Schwarze. Alle drei Männer – ein Slowake, ein Libyer und ein Tunesier – waren in illegale Geschäfte verwickelt.
Der Fall vom Dezember 2022 steht symptomatisch für eine besorgniserregende Entwicklung. Seit dem Ende der Corona-Krise konstatiert die Polizei insbesondere im Umfeld des Hauptbahnhofes und im Leipziger Zentrum einen massiven Anstieg an Drogendelikten, Diebstählen und Gewaltverbrechen. Viel zu tun für die Gemeinsame Einsatzgruppe Bahnhof-Zentrum (GEG BaZe), in der mehr als 20 Polizisten des Reviers Leipzig Zentrum und der Bundespolizeiinspektion Leipzig zusammenarbeiten.
„Mit dem Wegfall der Corona-Beschränkungen wurde ein spürbarer Zulauf von Szeneklientel an den kriminalgeografisch herausragenden Orten des Bahnhofsumfeldes registriert“, teilten die Sprecher von Bundespolizei und Polizei Leipzig, Yvonne Manger und Olaf Hoppe, am Freitag mit.
„Insbesondere am Willy-Brandt-Platz mit dem Bürgermeister-Müller-Park, der Goethestraße inklusive des Parks Schwanenteich, der Lagerhofstraße sowie Ladestraße West und Ost.“ Auf diese Entwicklung habe man mit gemeinsamen Streifen des Stadtordnungsdienstes und der DB Sicherheit reagiert.
Rauschgiftkriminalität: 299 Fälle in einem Jahr
Exakt 299 Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz registrierte die Polizei im Jahr 2022 im Leipziger Zentrum. Das ist ein Anstieg gegenüber dem Vorjahr um 12,8 Prozent. „Vor allem im Bereich der Parkanlagen Bürgermeister-Müller-Park und Schwanenteich findet die offene Anbieterszene ihre Abnehmer“, so die Polizei. „Hier hat sich der Einsatz von Personensuchhunden zum Auffinden von Betäubungsmitteln bewährt.“ Bei Streifen und Großkontrollen wurden im vergangenen Jahr 3,8 Kilogramm an diversem Rauschgift festgestellt, vor allem Marihuana und Haschisch (2,6 Kilogramm) sowie Ecstasy (0,8 Kilogramm), aber auch Heroin und Crystal. Mehr als 4700 Personen kontrollierte die Polizei in diesem Zeitraum, 2100 von ihnen durchsuchte sie auch. Die Beamten sprachen 268 Platzverweise aus, nahmen 93 Verdächtige fest oder in Gewahrsam.
So schlug ein Rauschgiftspürhund am 11. Oktober im Zug von Leipzig nach Chemnitz bei einem Fahrgast an. Tatsächlich hatte der 31-Jährige, nach dem die Staatsanwaltschaft bereits fahndete, eine größere Menge verdächtige Substanzen bei sich, darunter Kokain und Haschischplatten. Der Algerier kam in Untersuchungshaft.
Ladendiebstahl: Zuwachs um 67 Prozent
Viele Geschäfte und Kaufhäuser auf engem Raum – aus der Sicht von Dieben ist Leipzigs City voller Tatgelegenheiten. Allein im Jahr 2022 erfasste die Polizei 785 Ladendiebstähle – ein Plus von 67 Prozent gegenüber dem Jahr zuvor. Geklaut werden besonders Mode und hochwertige Parfums. Nach Erkenntnissen der Polizei traten hauptsächlich im Bereich der Höfe am Brühl vermehrt Trickdiebstähle sowie Raubstraftaten unter Jugendlichen auf.
Aber auch der Reiseverkehr ist für Kriminelle verlockend. So orteten Zivilkräfte der GEG am 23. Januar zwei polizeibekannte Männer, die in einem ICE auf Beutezug waren. Als einer von ihnen eine dort abgelegte Tasche stahl, schlug die Polizei zu und verhinderte einen Schaden in Höhe von 6500 Euro. Bei der Kontrolle fanden die Beamten Hinweise auf weitere Diebstähle.
City und Hauptbahnhof ein Ort der Gewalt
Das Stadtzentrum und der Hauptbahnhof sind auch ein Ort der Gewalt. 436 sogenannter Rohheitsdelikte – dazu zählen Körperverletzung und Raubstraftaten – erfasst die Einsatzgruppe BaZe im Zentrum. Das ist ein Anstieg um 76,5 Prozent. Einen ähnlichen Zuwachs gab es im Hauptbahnhof und dessen Umfeld, wo sich 638 derartiger Straftaten ereigneten – vor allem an den Hauptausgängen sowie am Kleinen Willy-Brandt-Platz und den beiden Parkanlagen.
Angesichts dieser Bilanz wollen Bundespolizei und Polizei Leipzig weiterhin an ihrer Kooperation an diesem Hotspot festhalten. Die gemeinsamen Streifen seien ein unverzichtbarer Bestandteil der öffentlichen Sicherheit und Ordnung geworden, so Polizeidirektorin Sylvia von Wlkanowa, die Leiterin des Polizeireviers Zentrum. Leipziger und Besucher der Stadt würden die Sicherheitslage im Umfeld des Bahnhofs schnell wahrnehmen. „Drogendealer“, so die leitende Beamtin, „sprechen hier die Menschen sehr offensiv an.“ Daher gelte es als Polizei, ständig Präsenz zu zeigen.